OLOF – THE TERRIBLE

09:00 Uhr. Alle Schotten dicht, alles im Boot sicher verstaut, wir sind bereit zum Ablegen. Maschinen START … oh oh! : Der Anlasser gurgelt wie ein alter Seemann, dem der Rum im Hals stecken geblieben ist. Die Steuerbordmaschine bleibt stumm. Kein Mucks. Nichts.

Mein Captain ahnt es sofort: Die Starterbatterie ist tot. Nach neun treuen Jahren hat sie sich ohne jede Vorwarnung verabschiedet. So ein Mist.

Glück im Unglück

Zum Glück aber hat sich die Batterie hier und nicht auf irgendeiner anderen windgepeitschten Schäre verabschiedet. Denn auf der gegenüberliegenden Insel Koön gibt’s eine VOLVO PENTA Werkstatt. Mein Captain zückt das Telefon, telefoniert sich durch die Servicehölle – und siehe da: Pia ordert zwei neue Starterbatterien per Express! Allerdings einen Einbautermin könne sie uns nicht anbieten – komplett ausgebucht.

Was nun?
Selbst einbauen? Oder einen Mechaniker auftreiben?

Und dann kommt die Szene, wie aus einem Drehbuch:

Ein kleines Boot legt direkt an unserem Steg an. An Bord: Ein Skipper in Monteurskleidung. Ein Zeichen? Ein Wunder? Ein Mechaniker? Nicht ganz – aber: Er kennt einen.

Er schaut sich die Situation auf unserem Boot persönlich an und sagt: „Ich schicke euch ‘Olof the Terrible!’ – der ist genau der Richtige“. Zum Schluss wollen wir natürlich wissen, wie wir den Service begleichen können – SEK oder EUR? Seine Antwort kommt prompt:
„Vergiss es … das ist doch schwedisch-deutsche Seemannschaft!“

Seefahrer-Ehre ist Seefahrer-Ehre: Man hilft sich, man schätzt sich – ein herzliches Dankeschön und ein Lächeln ist ihm mehr Wert als alles andere!

Sandra und Volker, unsere lieben Allureontour2025-Abschnittsgefährten, haben sich mittlerweile von uns verabschiedet und ziehen von nun an allein weiter. Unsere Wege trennen sich hier in Marstal 😟 … und wir bleiben dann halt noch hier.

Es geht Schlag auf Schlag. Ab 14:00 Uhr sind die Batterien abholbereit. Also heißt’s für uns mit der Fähre rüber nach Koön zur Werkstatt, Handwagen geschnappt, zwei riesige 35-kg-Stromblöcke eingeladen, wieder zurück zur Allure – so viel zu unserem heutigen Workout 😉.

Keine 200 Meter sind es mit der kleinen Fähre hinüber. Tagsüber fährt die Fähre alle 15 Minuten, nachts alle halbe Stunde.

Geparkt haben wir die kostbaren Teile über Nacht vor dem Bug unserer Allure, in der Hoffnung, dass sie auch am nächsten Morgen noch da stehen!

Am nächsten Morgen pünktlich zur vereinbarten Zeit kommt Olof the Terrible … natürlich auf dem Wasserweg.


Ein Typ wie aus einem nordischen Abenteuerroman, nur mit Werkzeugkoffer statt Axt. Er steigt an Bord, checkt die Lage, baut die alten Batterien aus – und wuchtet die neuen in den Bauch unserer Allure. 

Dann der Moment der Wahrheit: Beide Maschinen starten auf Anhieb. Olof grinst. Wir auch 😃.

Auch wenn er es zunächst vehement ablehnt, haben wir ihm natürlich doch für seine Hilfe ein kleines Dankeschön zugesteckt. 

Während der Einbauarbeiten bleibt sogar noch Zeit für einen kleinen Plausch – ganz entspannt auf Denglisch, versteht sich. So erfahren wir nach und nach mehr über seinen Chef Kris. Und was sollen wir sagen? Die Geschichte hat’s in sich!

Kris – ein echter Ehrenmann mit Herz und Rückgrat, wie uns Olof stolz erzählt. Er ist offenbar niemand Geringerer als Mr. Marstrand persönlich – Immobilienmogul, Bauträger und Inselpatron.

Zurzeit baut er mal eben das neue Polizeigebäude in Göteborg. Das sagt eigentlich schon alles. Neben dem Grand Hotel gehören ihm hier auf der Insel mehrere Häuser und Hotels – auch zum Beispiel das ehrwürdige Societetshuset. Und als wäre das nicht schon genug, wohnt er auf seiner eigenen Insel, fliegt im eigenen Helikopter und schippert auf einer 100-Fuß-Megayacht durch die Meere. (Kleiner Größenvergleich? Unsere gute alte Allure misst ganze 32 Fuß)

Und das Beste? Kris läuft völlig unauffällig in roter Monteurskluft rum, Werkzeugkoffer in der Hand. Ganz der bodenständige Macher ohne Starallüren.

Jetzt müssen nur noch die alten Batterien zurück zu VOLVO PENTA 😁.

ENDE GUT … ALLES GUT